SehenswürdigkeitenHistorischesLiteraturverzeichnisBranchenindexVereineLinksFAQ / Hilfe / Häufig gestellte Fragen
 > Historisches
   




 

Das Gesamtkunstwerk Wilhelmshöhe in Kassel
von H. Becker, J. Hartmann, A. Kröner
86 S. - Wernersche Verlagsges., 2005
 


Kassels Ursprung

Kassels Ursprung ist im 10. Jahrhundert ein fränkischer Königshof (curtis), dessen Lage umstritten ist. Der Name Kassel ist abgeleitet von den Namen Chassella oder Chassalla. Daraus läßt sich schließen, daß es ein befestigtes Haus mit einem steinernen Unterbau, vielleicht sogar eine burgähnliche Anlage war. Der Name ist vom lateinischen Wort castellum abgeleitet. Bis nach Bayern oder Thüringen, also weiter südlich ist dieser Ausdruck nicht mehr gelangt. Diese burgähnlichen Anlagen bekamen dort die Bezeichnung "Burg".


Urkundlich wird Kassel erst im Februar 913 von König Konrad I. erwähnt. Bereits nach 1000 wird von einer civitas (von einer Stadt im engen Sinne kann man erst 150 Jahre später sprechen) in Anlehnung an den Königshof berichtet. Erhöhte Bedeutung gewann der Hof Kassel im Jahr 1008, als ihn König Heinrich II. seiner Gemahlin Kunigunde zum Wittum übergab. Mit mainzischer Zustimmung entstand vor 1143 , wo jetzt das Schloß Wilhelmshöhe steht, das Kloster Weißenstein, dem Habichtswald vorgelagert. Weibliche Augustinermönche hatten diesem Gebäude im Jahr 1143 diesen Namen gegeben. Der Weißenstein ist ein mächtiger Felsen von weißem Trappquarz (Wegner, 46).

Heinrich Raspe II., ein jüngerer Sohn Ludwigs und Hedwigs, war Herr der landgräflichen Teile Hessens in dieser Zeit. Durch die Reformation im Jahr 1527 wurde dieses Kloster aufgelöst. Im Jahr 1606 wurde das Kloster von Landgraf Moritz dem Gelehrten (1592-1627) durch ein Jagd- und Sommerschloß im Renaissancestil ersetzt. Er nannte es Mauritiolum Leucopetraeum oder Moritzheim. Etwa zur selben Zeit entstand ein Garten zum Schloß, der mit Teichen und Laubengängen die Parkachse vorzeichnete. Landgraf Moritz ließ am oberen Ende eine Grotte anlegen. Dort befindet sich heute die Plutogrotte bei der Teufelsbrücke.

Gleichzeitig mit dem Ottoneum (1604/05 von Wilhelm Vernucken als Schauspielhaus erbaut, 1696 und 1709 umgestaltet) erbaute Landgraf Moritz am Ostabhang anstelle des bei Einführung der Reformation eingegangenen Klosters Weißenstein ein Lufthaus mit prächtiger Aussicht auf das Kasseler Becken. Eine von kristallenem Quell durchrieselte Grotte und eine Kaskade verfielen sehr frühzeitig. Dies war der erste Versuch einer Parkanlage. Damit wurde späteren Fürsten den Weg zu neuen Schöpfungen gewiesen.

Wilhelm IX. (Kurprinz Wilhelm I.1785-1821) hatte im Gegensatz zu seinem Vater eine starke Abneigung gegen alles französische, aber er hatte die Lust am Bauen geerbt. Er ließ aus dem alten Weißenstein die nach ihm benannte Wilhelmshöhe schaffen. Der französische Touch im Weißensteiner Park wurde durch englischen ersetzt. Aquädukt, Teufelsbrücke und Steinhöferscher Wasserfall, stehen ganz im Bann der neuen englischen Gartenkunst, und ebenso zeigt das Wilhelmshöher Schloß (1786-1801), dessen Flügel noch eine Schöpfung du Rys sind, während der Mittelbau durch den von seiner Studienreise nach England zurückgekehrten Jussow seine endgültige Gestalt erhielt, den Einfluß des aus England überkommenen Klassizismus.

Der Schloßneubau wurde also nach mehrfach geänderten Plänen von Simon Louis du Ry (der auch das Fridericianum 1769-1779 erbaute) im Jahr 1786 begonnen. Die Seitenflügel waren ursprünglich vom Hauptbau isoliert und nur durch große Terrassen mit diesem verbunden. 1786-1790 entstand der südliche (Weißensteinflügel) Flügel, und in den Jahren 1787-1792 wurde der nördliche Flügel (Kirchflügel) erbaut. Erst im Jahr 1790 wurde das alte Schloß Weißenstein vollständig abgebrochen. König Jerome nannte das Schloß zeitweise Napoleonshöhe. Kurfürst Wilhelm II. ließ im Jahr 1829 die Lücken durch zweigeschossige Verbindungsbauten schließen. Durch Bombenangriffe wurden 1943-1945 der Mittelbau bis auf die Außenmauern zerstört. Ensemble der Nebengebäude sind:

das Ballhaus 1808-1809
das Gewächshaus (frühes 19. Jahrhundert)
der Marstall 1791
die Wache 1824-1826

Zu den ersten Gästen des Wilhelmshöher Schloßes gehörte Preußens Königin Luise mit ihrem Gemahl. Von diesem Zeitpunkt an zogen Wilhelmshöhe und die Karlsaue die gebildeten Reisenden der ganzen Welt an: Hölderlin, Campe, Kleist, Jean Paul, Brentano, Arnim. Wie schon erwähnt, wurden im Jahr 1829 Verbindungsbauten ausgeführt. Sie wurden damals schon einstimmig verurteilt. Jerome hatte diesen architektonischen Mißgriff mit überdachten Verbindungsflügeln wenigstens nur bis zur Höhe des ersten Geschosses geführt.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde das Schloß schwer beschädigt, der Wiederaufbau war erst 1974 abgeschlossen. Heute sind hier die Museumslandschaft Hessen Kassel untergebracht: die Gemäldegalerie mit altdeutschen, holländischen und flämischen Meistern sowie bedeutenden Werken der italienischen, spanischen und französischen Kunst, die Antikensammlung und das Kupferstichkabinett mit mehr als 30 000 Blättern. Im Weißensteinflügel ist das Schloßmuseum eingerichtet mit stilgerecht ausgestatteten Räumen des 18. und 19. Jahrhunderts. Im Schloß Wilhelmshöhe befinden sich das Schloßmuseum Wilhelmshöhe und die Staatlichen Museen Kassel.

 

Jetzt 5 EUR sparen !!
nach oben
nach oben
Impressum
Impressum www.nordhessen.net Impressum